Dienstag, Oktober 24, 2006

Zum Leiden geboren

"Zum Leiden geboren", so würde ich meine Biografie taufen. Zu diesem Entschluss bin ich gekommen, nachdem mir das Herbstwetter der letzten Tage die Frisur drei Mal hintereinander ruiniert hat. Stunden verbrachte ich jeweils vor dem Spiegel mit Föhnen, Toupieren und Ondulieren. Kaum verliess ich aber meine sturmfreie Bude, fegte ein Lothar-artiger Orkan über mein Haupt und vernichtet das Kunstwerk. Es war zum heulen. Verständlich, dass ich seither am morgen kaum mehr aus dem Bett komme. Welchen Sinn hat das Aufstehen, wenn das haarige Wunder, das man täglich zu vollbringen versucht, immer wieder zunichte gemacht wird? Es macht mich krank, leer. Wissen Sie was ich meine?

Es liegt für mich folglich auch auf Hand, warum Depressionen während der Herbstszeit Hochkonjunktur haben? Schauen Sie sich mal um, wie viele Menschen mit einer Vomitus-Frisur rumlaufen. Ich verstehe sie alle so gut. Jeden Morgen im Bus blicke ich mich um und nicke allen Betroffenen mitleidvoll zu. "Ich weiss, wie es ist!", versuche ich nonverbal (mit Handzeichen, Augen verdrehen und so) zu vermitteln. Manchmal irritiert und beschämt, schauen sie dann auf den Boden. Meistens packe ich aber vor dem Aussteigen meinen ganzen Mut und flüstere ihnen ins Ohr: " Sie brauchen sich wegen Ihrer Frisur nicht zu schämen! Mir geht es genau gleich!". Mit dem Gefühl eine gute Tat vollbracht zu haben, verlasse ich jeweils ein bisschen glücklicher den Bus.Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Gemäss einer Recherche leiden übrigens 83.4 % der Bevölkerung im Herbst an der Frisurendepression. Wer von Ihnen, geschätzte Leser, kennt dieses Problem auch? Haben Sie Therapie-Erfahrungen, Tipps und Tricks? Nutzen Sie diese Plattform als Diskussionsforum und teilen Sie mir Ihre Erfahrungen mit. Am besten verfassen Sie einen Kommentar!

Und noch was: Drei-Wetter-Saft habe ich bereits ausprobiert. Er hält nicht, was er verspricht.

le marco

Freitag, Oktober 06, 2006

Le marco feiert sein Comeback NICHT

Ja, ich bin wieder da. Punkt. Was soll ich dazu erzählen? Ich fühle mich nicht ausserordentlich glücklich. Vermisse Sonne, Strand, Wärme, ... Nun heisst es für mich auf die Zähne beissen und bei jeder Aufmunterung ("Ach das ist normal, ging mir auch so.") freundlich zu nicken. Ich weiss, ICH WEISS!!

Da ich noch immer den Blues habe und mein Blog während den letzten drei Wochen nicht nachgeführt wurde, erlaube ich mir die Zeit zurückzudrehen und Euch noch ein paar Eindrücke zu vermitteln. Mittlerweile habe ich auch Bildmaterial, damit Ihr mich und meine depressive Laune versteht.

Das eine Wochenende verbrachte ich in Las Vegas. Dort besuchte ich natürlich alle Hotels, ging Roulette spielen und als Pünktchen auf dem "i" gönnte ich mir einen Flug über den Grand Canyon. Ich buchte die kürzeste Tour (45 Minuten), nicht aus Kostengründen, sondern weil ich wirklich grosse Angst vor dem Fliegen habe. Bei diesem Flug hatte ich dann auch tatsächlich Pech: Als ich an den Flughafen kam (Flughafen Bern-Belpmoos ist riesig im Gegensatz zu dieser zeltartigen Bude!), schüttelte mir der Pilot die Hand und gratulierte mir zu einem Upgrade. Ich sei der einzige, der die kurze Tour gebucht hätte und dürfe nun mitkommen auf eine längere. Für mich alleine würden Sie keine Tour durchführen - logisch! Nach einem holprigen Start auf einer Piste, die eigentlich gar keine war, hüpften wir gen Himmel ab. Danach erlebte ich einen eineinhalbstündigen (!) Schüttelflug, eine Tortur über eine eindrückliche Gegend. Trotz meiner verkrampften Haltung und nur einer freien Hand (die andere hütete einen barf bag) gelang es mir, ein paar Eindrücke photographisch einzufangen. Und im Nachhinein bin ich unheimlich stolz auf mich. Yeah, I did it!


Erwähnenswert ist auch meine Wanderung durch Beverly Hills. Wahnsinnig spannend war es dort - ich sah so viele Stars. Marilyn war gerade am Rasen mähen und JLo war mit Fensterputzen beschäftigt. Im ganzen Quartier hing aber ein schwerer Duft in der Luft: Es roch nach Kartoffelstock, obwohl es überhaupt nicht Esszeit war. Jedenfalls habe ich beschlossen, nie nach Beverly Hills zu ziehen. In einer Gegend, die nach so feinem Essen riecht, möchte ich meine Villa nicht haben; ich wäre ja immerzu von einem Hungergefühl geplagt. Ich kehrte im Anschluss jedenfalls beim nächsten Mc Donalds ein.

Ausserdem ging ich immer viel Shoppen (falls jemand einen Schrank abzugeben hat... ich weiss nicht wohin mit meinen neuen Klamotten), ass viel feines amerikanisches Essen und trank noch viel mehr von den feinen Wildberry-Martinis. Diese heimtückischen Drinks bescherten mir dann am letzte Abend auch einen unglaublichen Trip (das sagt man doch, wenn man ein Flash hatte, oder?). Gut, ich habe kein Problem damit ehrlich zu sein und ich bestätigte das Gerücht: Ja, ich habe am Schluss Strassenlaternen angebaggert und Ihnen Komplimente gemacht. Die meisten waren so gross, schlank und schön; irgendwie nach meinem Geschmack. Ich finde, dass man das einer Strassenlaterne, die den ganzen Tag einsam rum steht, auch mal sagen darf. Und schliesslich waren sie alle Singles, so dass ich mir keine zusätzlichen Probleme von einer anderen eifersüchtigen Strassenlaterne einheimste.
Über den drauffolgenden Tag möchte ich kein Wort verlieren. Es ging mir grauenhaft.


Fortsetzung folgt - Versprochen!

le marco