Dienstag, April 04, 2006

Der Blog - meine neue Problemzone

Was soll und was will ich diesmal schreiben? Vielleicht eine Tragödie zum Besten geben? Als Dramaqueen könnte ich bekanntlich aus dem Vollen schöpfen. Oder möchte ich eine Märchentante spielen und erfundene Geschichten erzählen, oder womöglich die nackte Wahrheit preisgeben?

Mit diesem Online-Tagebuch stelle ich eine hohe Anforderung an mich. Jede Woche einen Eintrag zu schreiben, ist keine leichte Aufgabe. Seit der Lancierung der ersten beiden Texte leide ich unter einem enormen Druck.

Aufgrund dieses Drucks rutschte ich letzten Sonntag in eine tiefe Depression. In der Hoffnung auf eine literarische Erleuchtung, verabreichte ich mir eine feine Mozartkugel. Symbolisch gesehen, gab ich mir die Kugel…
Nach der ersten Kugel ging es mir leider noch nicht besser! Ich ass weiter und schob mir unaufhörlich Kugel um Kugel in meinen Mund. Von Genuss war da eigentlich gar keine Rede mehr. Es zählte nur noch die Menge. Ich verlor die Besinnung und stopfte mich wie eine Weihnachtsgans; ich spürte die Grenzen nicht mehr!
Ist Ihnen dieses Suchtverhalten auch bekannt? Ich ging sogar so weit, dass ich versuchte meine Vernunft zu überlisten und trieb auf einmal ein Spiel mit mir selbst. Mein Ziel war jeweils die dünne Folie, die die Mozartkugel umhüllt, ohne einen Riss aufzufalten. Eine Stimme in mir stellte zudem eine Regel auf, die besagte, dass selbst beim kleinsten Riss wieder mit einer neuen Kugel begonnen werden musste. Es liegt für Sie als Leser wohl auf der Hand, dass ich das Ziel immer knapp verfehlte. Ich gebe es ja zu, dass ich mich nicht sonderlich bemühte. Verkneifen Sie sich
an dieser Stelle bitte auch die Fragen, was mit den ausgepackten Kugeln passierte. Augenscheinlich wurde ich nämlich indirekt zum Opfer meines Blogs. Das ist jetzt etwas weit her geholt, ich weiss, aber insgesamt eine logische und berechtigte Schlussfolgerung!

Jedenfalls war mir nach dieser Orgie ziemlich übel und ich sass nun viel frustrierter und überdies auch noch immer ideenlos vor dem Bildschirm. Was hätten Sie in dieser Situation gemacht? Ich konnte noch nicht aufgeben. Also testete ich ehrgeizig weitere Möglichkeiten, um in Schwung zu kommen. Mit voller Überzeugung, dass ein Gläschen Wein meine Kreativität ankurbeln würde, öffnete ich eine Flasche Cheval blanc, bestellte übermütig eine doppelte Portion Tiramisu beim Pizzaservice und gönnte mir gegen Mitternacht als Belohnung auf diesen Mozartrekord (immerhin 18 Kugeln!) noch eine kalte Schokolade, kombiniert mit einem Schuss Amaretto und einem Sahnehäubchen. Dann war ich endlich in der Lage zu schreiben. Ich hoffe, Sie gehen mit mir einig, dass sich das Resultat zeigen lässt: ein bisschen Drama, ein bisschen Märchen und irgendwo dazwischen die nackte Wahrheit.

Überlegen Sie es sich also gut, ob Sie selbst einen Blog führen möchten. Beachten Sie, dass nicht nur der Spass im Vordergrund steht, sondern auch eine grosse physische und psychische Belastung auf Sie zukommt. Ein Blog wird schneller zu einer Problemzone als Sie denken!

Passen Sie auf sich auf - oder auf mich!


le marco

4 Comments:

Blogger philippenstift said...

ich werde immer ein auge auf meinen lieblings nachbar werfen. und wenn es sein muss, esse ich dir auch die mozartkugeln weg, bekämpfung des krisenherdes souzusagen :)

muntsch

09:15  
Anonymous Anonym said...

mein lieber LE MARCO! kenne diese problemchen, und hätte ich gestern abend nen kugel zur verfügung gehabt, so hätte ich sie mir auch gegeben. da ich jedoch kugellos bin (roman - mein tiroler fehlt an allen ecken und enden !!), musste ich auf ne peach praliné ausweichen. und wahrscheinlich habe ich jetzt ne überdosis an vitaminen gekriegt und darum so unruhig geschlafen.. la prossima volta bevo anche un vino - BACI e ciao !! ....ecco: BACI O VINO... nein basta, un bacio e ciao - dibidaebi

09:17  
Anonymous Anonym said...

Herzlichen Dank Marco, dass Du Dich einem Problem annimmst, von dem ich bis jetzt geglaubt habe, nur Frauen seiem ihm unterlegen. Wie gut kann ich Dir nachfühlen, aber im Gegensatz zu Dir, kann ich die Anzahl Mohrenköpfe - ja ja ich weiss, dem darf man eigentlich gar nicht mehr so sagen - welche bei den Prüfungsvorbereitungen hinhalten mussten, nicht mehr beziffern. Ob Kugel oder Köpfe, hauptsache Schokolade oder?

Schöns Tägli
Sonja

09:41  
Blogger Unknown said...

Ach, es plagt mich, mein schlechtes Gewissen!! Ich hätte mich um deine Gesundheit erkunden sollen, habe es jedoch nicht getan und du hast dir dann die Kugel gegeben. Das war doch der wahre Grund, oder?? Kannst du mir noch einmal verzeihen?

12:56  

Kommentar veröffentlichen

<< Home